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Veränderungen vollziehen sich oft nur in kleinen Schritten

Weltfrauentag

Aktuelle Studien zeigen, dass der Frauenanteil in der IT weiterhin unter 20 Prozent liegt. Welche Gründe gibt es dafür? Ist es die Männerdominanz, die es Frauen schwer macht, in der IT Fuß zu fassen?  Haben Frauen weniger Interesse an der IT? Wir haben Anke Schütze von Cisco Deutschland gefragt.

Wie beurteilen Sie die Rolle der Frauen in MINT-Berufen im DACH Raum, insbesondere im Technologiesektor?

Die Rolle der Frauen in MINT-Berufen ist ein wichtiges Thema, das aktuell viel Aufmerksamkeit erfährt. Frauen sind in MINT-Berufen, insbesondere im Technologiesektor, nach wie vor unterrepräsentiert. Trotz vieler Initiativen und Programme zur Förderung von Frauen in diesen Feldern bleibt der Frauenanteil hinter dem der Männer zurück. Dies zeigt sich in der Anzahl der Studentinnen in MINT-Fächern, der Beschäftigtenquote in MINT-Branchen und in Führungspositionen.

Die Ursachen sind vielfältig und Folgen von traditionellem Denken über Generationen hinweg. Unternehmen müssen sich hinterfragen, ob ein inklusives Arbeitsklima und eine Unternehmenskultur bestehen, die Vielfalt ermöglicht, um Frauen in MINT-Berufen zu halten und ihre Karriereentwicklung zu fördern. Auch das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft Frauen oft stärker als Männer. MINT-Berufe, insbesondere im Technologiesektor, können hohe Anforderungen an Flexibilität und Arbeitszeit stellen, was zusätzliche Hindernisse für Frauen darstellen kann.

Unternehmen sind gefragt, weiter Förderprogramme und Netzwerke auszubauen, die darauf abzielen, Mädchen und Frauen für MINT zu begeistern, sie zu ermutigen, einen entsprechenden Berufsweg einzuschlagen, und ihre Karriereentwicklung zu unterstützen. Cisco setzt zum Beispiel auf den Girlsday, weil es frühzeitig gilt, die Zukunftsweichen zu stellen. Darüber hinaus bieten wir Schülerpraktika an, und Talent-Tage, um eben zu zeigen, dass IT Spaß macht – egal ob es um Netzwerke geht, Videokonferenzen oder Cybersecurity.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Rolle der Frauen in MINT-Berufen im DACH-Raum Fortschritte macht, aber nach wie vor Verbesserungsbedarf besteht, um Gleichberechtigung zu erreichen und das volle Potenzial von Frauen in diesen Bereichen zu nutzen. Erfreulicherweise zeigen auch neueste Statistiken, dass ein leichter Trend nach oben von Frauen in MINT Studiengängen zu verzeichnen ist. Ein gutes Signal, dass die Bemühungen Früchte tragen.

Was wird auf Schul- und Ausbildungsebene gut gemacht, und bei welchen Initiativen gibt es Ihrer Meinung nach noch viel zu tun?

Auf Schul- und Ausbildungsebene im DACH-Raum werden bereits vielfältige Anstrengungen unternommen, um die Integration von Frauen in MINT-Bereiche zu fördern. Es gibt bereits einige gute MINT-Förderungen in Schulen durch spezielle Programme und Projekttage.

Was auch gut zu beobachten ist, ist die stetig zunehmende Zusammenarbeit mit der Industrie. Es gibt Partnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen. Praktika und Tag der offenen Tür zum Beispiel helfen dabei, ein realistisches Bild von den Möglichkeiten in diesen Bereichen zu vermitteln.

Ein ganz wichtiger Ansatz zur Begeisterung für MINT-Berufe sind weibliche Rollenvorbilder. Das kann dazu beitragen, Stereotype abzubauen und Mädchen zu inspirieren. Mentorinnen-Programme sind ebenfalls gute Vehikel, um positive Effekte zu erzielen.

Ein sehr erfolgreiches Beispiel ist unsere Cisco Networking Academy, die zahlreiche Partnerschaften mit Schulen und Universitäten und Ausbildungsinstituten hat Cisco Networking Academy – Lernangebote für die digitale Welt – MINT Zukunft schaffen! Die Kurse der Cisco Networking Academy unterstützt Schulen dabei, den Anforderungen an neue Unterrichtsformen und –inhalte gerecht zu werden und bietet Lernangebote für die digitale Welt – egal ob es um die Administration von Netzwerken oder das Einrichten von Firewalls oder Hybrid Work-Umgebungen oder den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht.

Es gibt noch viel zu tun, keine Frage, und wir wissen auch, dass Veränderungen nicht einfach so passieren und manchmal Generationen überdauern. Wichtig ist zu wissen, warum man was tut und so sehe ich Ansatzpunkte in der frühkindlichen Bildung, in der Bildungspolitik, also Anpassung der Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien. Das zieht wiederum nach sich, dass der Bundeshaushaltsplan gezielte Investitionen freigibt für zum Beispiel neue Lernmaterialien, Fortbildungen für Lehrende und stärker auf Berufsberatung und -orientierung abzielt.

Ich denke, dass es insgesamt eine Reformierung der Bildungspolitik braucht. Jüngste Studien zeigen auch, dass Deutschland 2,7 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss hat, also die weder eine Ausbildung haben noch sich in einer befinden oder studieren. Diese Zahl finde ich erschreckend, und alle Unternehmen haben hier meines Erachtens einen gesellschaftspolitischen Auftrag.

Welche Berufsbilder haben deiner Meinung nach das größte Potenzial und/oder die meisten Chancen für Frauen?

Berufsbilder mit großem Potenzial und vielen Chancen für Frauen sind vielfältig und können sich mit dem Wandel der Arbeitswelt stetig ändern. Insbesondere im Kontext der Digitalisierung, des technologischen Fortschritts und des demographischen Wandels ergeben sich neue Möglichkeiten. Nicht zuletzt wissen wir, dass die Nachfrage nach IT-Fachkräften weiterhin hoch ist und noch drastisch steigen wird. Darum bieten Berufe in der Softwareentwicklung, Datenanalyse und IT-Sicherheit viele Möglichkeiten. Frauen, die in diesen Bereichen Fähigkeiten erwerben, können von dem Fachkräftemangel profitieren.

Wir wissen auch, dass es Branchenverschiebungen weiterhin geben wird, so ist zum Beispiel der Gesundheitssektor in einen enormen Wandel. Es braucht hier immer mehr technologisches Know-how neben dem mit medizinischen Wissen.

Ebenso von großer Bedeutung sind die Themen Nachhaltigkeit und Umwelttechnik: Mit dem zunehmenden Fokus auf Klimawandel und nachhaltige Entwicklung entstehen Berufe im Bereich der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz und in der Umwelttechnik. Auch hier spielt Technologie eine herausragende Rolle, weil IT eine signifikanten Teil zur Reduktion von Treibhausgasen darstellt. Cisco hat zum Beispiel eigene „Circular Design“-Prinzipien eingeführt, sodass ab 2025 alle neue Produkten im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelt werden. Das ist ein Trend, den ich bei vielen Unternehmen sehe.

Oft gehört und sicher noch nicht voll erfassbar sind Themen wie künstliche Intelligenz und Machine Learning: Diese hochspezialisierten technischen Bereiche bieten enormes Potenzial für diejenigen, die in der Lage sind, komplexe Algorithmen zu entwickeln und zu verstehen.

Diese kurze Aufzählung ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Job-Markt, zeigt jedoch einen sich stark verändernden Arbeitsmarkt. Die Chancen für alle Geschlechter werden sich hier zunehmend angleichen, da vollkommen neue Jobs entstehen werden. Wenn man für die richtigen Personen sucht, gilt es, Zugangsbarrieren abzubauen und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Vielfalt und Gleichberechtigung fördert.

Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt, hat sich der Abstand verringert oder ist die Situation ähnlich?

Im Allgemeinen ist die Förderung von Frauen in MINT-Berufen ein langfristiges Ziel, und Veränderungen in diesem Bereich vollziehen sich oft nur in kleinen Schritten. Einige Initiativen und Programme zeigen positive Ergebnisse, und es gibt eine steigende Anzahl von Frauen, die in MINT-Feldern studieren und arbeiten.

Wichtig ist, an das Thema zu glauben und dranzubleiben. Das wird erreicht durch die Erhöhung des Bewusstseins, durch Kampagnen und Medien. Ich denke der Abstand verringert sich kontinuierlich, das ist spürbar und das zeigen ja auch Studien. Zudem werden nachfolgende Generationen durch die Veränderung der Berufsbilder und auch durch eine grundlegende Affinität zur Technologie dies auf ganz natürlichen Wege regulieren. Es ist wichtig, dass sowohl Unternehmen als auch Bildungseinrichtungen und die Politik kontinuierlich an der Verbesserung der Situation arbeiten.

Sind Sie der Meinung, dass die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Kluft zu verringern? Was sollte Ihrer Meinung getan werden, um dies zu erreichen?

Ja, ich bin der Meinung dass wir auf einem guten Weg sind.

 

Anke Schütze

ist Business Development “Future IT-Talents” bei Cisco Deutschland.